Innerlicher Herbst – zwischen Erntedank und Bitterkeit

Die Hitze und Trockenheit des Sommers, sowie die Wärme und Feuchtigkeit des Frühjahrs, machen den Herbstqualitäten Platz, welche aus der humoralpathologischer Sicht des Hipokrates „kalt“ und „trocken“ sind. Der Herbst liegt also nicht nur jahreszeitlich gesehen dem Frühjahr gegenüber, auch die Qualitäten sind konträr zum sprudelnden warmen Leben, den sanguinischen Qualitäten, die warm und feucht sind.

Mit Wehmut blicken viele auf die schöne Frühjahrs- und Sommerzeit zurück, und mit Sorge dem Winter entgegen. Diese Wehmut und angespannte Ängstlichkeit erklären sich einerseits durch die Tatsachen, andererseits aber auch durch Stoffwechselprozesse, deren Endprodukt, die sogenannte Schwarzgalle, sie fördert.

Der Herbst zieht zusammen. In der Natur sehen wir die zusammenziehenden Kräfte an der Ernte. Früchte, Getreide, Nüsse, alle konzentrieren sich nach innen – auf ihren innersten Kern, den Samen, aus dem im nächsten Frühjahr neue Pflänzchen wachsen.  Um Vögel und andere Tiere dazu zu verführen, diesen Samen möglichst weit und vielfältig zu verteilen, wird der Same süß  verpackt. Hochkonzentrierter Zucker und nährende Öle helfen dabei.

Auch die Lebensphase, die dem Herbst, dem melancholischen Temperament, zugeordnet ist, ist eine Zeit des Zusammenziehens und Konzentrierens. Im günstigsten Fall führt dies zu Weisheit und Gelassenheit. Im ungünstigen Fall zu beissendem Sarkasmus und scharfer Ironie.

In den letzten Jahren beobachte ich typische Herbstkrankheiten immer früher, oft schon ab Anfang August.

 

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