Patienteninformation zur Blutegelbehandlung

Hirudo medicinalis“, der medizinische Blutegel, wird seit Jahrtausenden zur Behandlung von Erkrankungen angewandt.

Seinen Star-Auftritt hat der Blutegel bei allen Krankheitsbildern, die mit Blutstau, Schwellung und Entzündung einhergehen.

Dazu gehören Krampfadern, Haemorrhoiden, Venenentzündungen bis zur Thrombose und Ulcus cruris („offenes Bein“); Mittelohr- und Kiefernhöhlenentzündungen, Furunkel, akuter Gichtanfall, aber auch grüner Star, Bluthochdruck und vieles andere mehr.

 

Der Blutegel wird von mir an einer vorher genau bestimmten Stelle angesetzt und saugt innerhalb von 1-2 Stunden etwa 15ml Blut ab. Der Biss selbst ist schmerzlos; spürbar ist lediglich ein leichtes Ziehen. Nach dem Loslassen hinterläßt er eine Bißstelle in Form eines Mercedessterns, und zurück bleibt eine winzige Narbe.

Wie ein Insekt gibt der Blutegel eine gerinnungshemmende Substanz, das Hirudin, in die Wunde ab, welches die Blutfließeigenschaften verbessert. Synthetisch gewonnenes Hirudin wird in vielen abschwellenden Salben und Sportgels eingesetzt.

Blutegel können nervös sein und beißen nicht gut, wenn Unruhe herrscht. Um den Anbiß zu sichern, müssen Patient und Behandler ausreichend Ruhe und Zeit zur Verfügung haben. Die zu behandelnde Stelle sollte einen Tag vorher nicht mit Seife gewaschen werden; auch sollten keine Salben benutzt werden, da manche Egel geruchsempfindlich sind.

 

Nach Beendigung des Saugvorgangs läßt der Blutegel von selbst los, und der eigentliche Zweck der Behandlung beginnt:

über mehrere Stunden fließen Blut und Lymphflüssigkeit aus der Bißstelle. Mäßiges Fließen ist erwünscht und darf ruhig bis zu 12 Stunden anhalten.

 

Wenn die Wunde zu verheilen beginnt und trocken ist, wird sie wie eine Schnittwunde versorgt, gegebenenfalls mit einem Pflaster vor dem Verschmutzen geschützt und falls nötig mit Wundsalbe gepflegt. (Mirfulan-Salbe, Nestmann-Wundsalbe oder Nettiderma-Salbe.)

In seltenen Fällen tritt einige Tage später eine Allergie auf – die Stelle juckt, ist geschwollen und rötet sich. Dies ist ungefährlich und wird am besten mit Quarkumschlägen gekühlt (Magerquark auf ein feuchtes Tuch streichen und auf die Wunde auflegen; nach einiger Zeit erneuern). In Ausnahmefällen kann ein Antiallergicum, z.B. Fenistil, benutzt werden.

 

Die Blutegelbehandlung hat verschiedene Wirkungen. Es kommt:

  • Zu einem milden Blutverlust wie bei einem schonenden Aderlaß, der u.a. eine Neubildung von Blut anregt und das Kreislaufsystem entlastet.
  • Zu einer Minderung der Blutviskosität, d.h. das Blut wird dünnflüssiger und fließt besser.
  • Zu einer lokalen Entzündungsreaktion, bei der durch unterschiedliche Bestandteile des Hirudins die lokale Abwehr unterstützt, eventuell vorhandenen Blutgerinnsel aufgelöst, und die örtliche Durchblutung verbessert wird.
  • Durch eine vermehrte Wasserausscheidung werden Ödeme deutlich verringert.

 

Dinge, die Sie beachten sollten, wenn Sie zur Blutegelbehandlung bestellt sind:

  1. Die Behandlung dauert mehr oder weniger lang, je nach Anzahl und Ansatzstelle am Körper der vorgesehenen Blutegel. Planen Sie ausreichend Zeit ein. Normalerweise rechne ich mit etwa 2-3 Stunden.
  2. Sorgen Sie dafür, daß Sie am selben (und am besten auch am folgenden Tag) keine Marathonleistungen vollbringen müssen.
  3. Bringen Sie sich Lektüre oder sonstige Beschäftigung mit, damit Ihnen die Zeit auf der Liege nicht zu lang wird.
  4. Kleiden Sie sich bequem (alte Jogginghose o.ä.) damit eine eventuelle Verschmutzung kein Problem ist.

 

Nach der Behandlung soll die Wunde lange langsam nachbluten, d.h. ein Verband darf nur locker sein und muß häufig gewechselt werden. (Halb durchgeschnittene Babywindeln – Pampers – haben sich sehr bewährt.)

Sollte die Wunde zu stark oder zu lange bluten – über 12 Stunden, oder mehr als nur sickern – machen Sie einen Kompressionsverband und kühlen Sie die Stelle mit Eiswürfeln. Von blutstillender Watte rate ich ab; ich habe keine guten Erfahrungen damit gemacht.

 

Denken Sie daran, daß Sie genügend trinken um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen, und schonen Sie sich den Tag über etwas. Selbstverständlich dürfen Sie umherlaufen, und keinesfalls müssen Sie ins Bett.

Ein Tipp für die Nacht: legen Sie sich ein altes Handtuch als Unterlage ins Bett um Ihre Bettwäsche zu schützen.

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